Impulstext im Dezember 23

Weihnachtslieder, Weihnachtssterne, Christbäume und Krippenfiguren. Wir sind umgeben von Zeichen und Wundern, die auf die Gegenwart Gottes unter den Menschen hinweisen. Selbst die Figur des Santa Claus kann als Fingerzeug gedeutet werden.

Eines meiner Lieblingsweihnachtslieder ist das Lied «Santa Claus is coming to town» in der Version von Altrocker Bruce Springsteen. Dieser Weihnachtsklassiker gehört seit Anfang der 80er Jahre zum live-Repertoire des Rockstars. In der Zwischenzeit ist «the Boss» 74 Jahre alt und singt auf der Bühne immer noch von Santa Claus, der - wie bei uns der Heilige Nikolaus - zu den Menschen und in die Städte zu Besuch kommt und genau recherchiert, wer artig und wer garstig war. Die Grundbotschaft ist klar: wer zu Weihnachten ein Geschenk erhalten möchte, möge sich gefälligst «gut» verhalten («so be good for goodness sake!»). So bringt der Weihnachtsmann den guten Kindern dann eine kleine Trompete und eine Spielzeugtrommel, eine Puppe mit lockigen Haaren, einen Elefanten und so manches mehr, mit dem die Kinder um den Weihnachtsbaum herum ein Spielzeugland errichten.

Die Originalversion des Liedes stammt von 1934 und spricht natürlich in ganz anderen Bildern als wir heute. Welches Kind freut sich heute noch über eine Spielzeugtrommel oder baut rund um den Weihnachtsbaum eine Holzeisenbahn auf. Viele Weihnachtslieder sind geprägt von nostalgischen, romantischen und leicht verklärten Bildern. Oft erzählen diese Bilder von weisser Weihnacht, von Kindergelächter, von Spielzeug, von einem fast kitschig überladenen Bild der Glückseligkeit und des Friedens.

Dabei wissen wir alle, dass Weihnachten selten diesen Bildern entspricht. Aber – in unseren Vorstellungen reisen wir zurück in eine heile, unbeschwerte Welt und werden wieder zum Kind, das sich über Schnee und eine Spielzeugtrommel freuen kann. Wir hören wieder das Glöckchen des Weihnachtsengels und staunen ob all der glänzenden Lichter, die uns vom Christbaum entgegen leuchten.

Weihnachten ist ein Fest voller Emotionen, Erinnerungen und Geschichten. Wir alle wissen, dass Weihnachten nur selten den zuckersüss verklärten Bilder unserer nostalgischen Vorstellung entspricht und es vielleicht sogar nie getan hat. Aber irgendwo tief in uns wird Jahr für Jahr wieder ein bestimmtes Gefühl der Sehnsucht geweckt, welches nicht mit Nostalgie verwechselt werden darf. Es ist die Sehnsucht nach Geborgenheit und Frieden. Die Sehnsucht nach einer heilen und vor allem gerechten Welt, in der das Unmögliche möglich ist, in der Menschen näher zusammenrücken und das Wohl des Schwächsten etwas zählt. Die Sehnsucht nach dem besonderen Moment, der uns zum Staunen bringt. Die Sehnsucht, dass Gott selbst in das Geschehen dunkler Machenschaften eingreift, er unser Menschsein teilt und uns im Dunkeln nicht alleine lässt.

Ich interpretiere Weihnachten mit diesen zwei Herzen: das eine, was von Nostalgie geführt in den Erinnerungen der Vergangenheit schwelgt und auch mal zuckersüss verklärt wird – und das andere, das vom Sehnsucht geleitet nach Gott in dieser Welt sucht und auf eine heilvolle Welt hofft. Und so höre ich irgendwo zwischen Sehnsucht und Nostalgie das Lied von diesem Santa Claus, der mit dem goldenen Buch unter dem Arm nach dem Guten in der Welt Ausschau hält, der mich trotz allem an das Gute glauben lässt und mir mit gütigen Augen eine friedliche Weihnacht wünscht. Ich schliesse mich dem Wunsch an, dass wir uns sowohl die Sehnsucht nach einer guten Welt als auch die Nostalgie, die uns unbeschwert wie ein Kind sein lässt, bewahren. So wünsche ich Euch und Ihnen allen fröhliche, gesegnete, friedvolle und hoffnungsvolle Weihnacht.